Wenn wir im Gebet Gott um etwas Bitten, dann wäre es doch erfreulich, wenn wir es immer sofort bekommen würden. Doch wenn unser Gebet nicht gleich eintritt, dann kommen wir schnell an den Punkt, an dem wir Verwirrung über Gottes Plan verspüren. Dazu kommt, dass die Antwort meistens leider nicht auf einen wartet, wenn man die Gemeinde verlässt.
In diesem Zusammenhang möchte ich einen Vers aus der Abschiedsrede Jesu (Johannes 14-16) an seine Jünger hervorheben:
„Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.” Johannes 16:24
Wenn man das einmal laut liest, dann dauert das vielleicht drei Sekunden, und natürlich wäre das in der Umsetzung auch wünschenswert, denn manchmal braucht es drei Wochen, manchmal drei Monate und manchmal drei Jahre. So haben wir alle verstanden, dass der leichte Teil das Bitten ist, doch das Empfangen oft seine Zeit braucht. Und so könnte man sagen:
„Wir sind in einer Lücke zwischen Bitten und Empfangen“, jedoch kann in diesem „dazwischen“ so vieles passieren.
Diese Lücke kann zu Hoffnungslosigkeit, Verwirrung und zum Zorn gegenüber Gott führen. Oftmals haben wir nämlich schon ein Drehbuch für Gott angelegt und wenn er unserem Drehbuch nicht folgt, dann ärgern wir uns über Gott. Wir bitten im Gebet für etwas, doch wenn es nicht sofort geschieht sind wir verwirrt. Es folgen Sätze wie: „Ich habe gebetet und du hast mir nicht geantwortet!“ Dieser Aussage hat sicherlich jeder von uns schon gegenübergestanden.
Das Gebet zu Gott wurde getätigt, doch weil sein Drehbuch sich nicht mit unserem gedeckt hat, fragen wir uns wo Gott ist. Gibt es überhaupt einen Gott, und wenn ja, hört er uns etwa nicht?
Vielleicht ist der eine oder andere gerade im „dazwischen“, dann kann ich hier nur sagen: „Bleib dran!“
Natürlich kann ich nicht wissen an welchem Punkt ein jeder einzelner ist, doch ich möchte zwei Punkte als mögliche Hilfe angeben:
1. Gott wird dir niemals etwas geben, für das du nicht bereit bist!
Anders gesagt steht die Reise eigentlich immer vor der Antwort. Weil Gott ein Vater ist, wird er dir niemals eine Position oder Dinge geben, die du durch deine Unreife wieder verlieren würdest. Wenn du bittest, bekommst du nicht die Sache, sondern die Reise, die dich für die Sache vorbereitet, nach der du gefragt hast. Das ist aber der Punkt an dem wir frustriert werden, denn wir bitten um eine Sache, doch Gott startet stattdessen die Reise für uns.
- Das ist der Unterschied zwischen dem was ich will und zwischen dem, für was ich bereit bin.
Leonard Ravenhill hat einmal folgendes gesagt: „Heutzutage werden die Pastoren für drei Jahre vorbereitet und predigen für dreißig Jahre. In Gottes Königreich bereitete sich Jesus für dreißig Jahre vor und predigte für drei.“
Gottes Stundenplan sieht so aus: „Treu im Kleinen, aber über viel die Herrschaft“ (vgl. Lukas 16:10 ff)
Ein gutes Beispiel für Gottes Stundenplan ist Stephanus, der nach der Bergpredigt von Jesus die zweitlängste Predigt des Neuen Testaments hielt (s. Apostelgeschichte 7). Jetzt könnte man sich fragen: „Wie wurde er denn darauf vorbereitet?“
Man könnte eigentlich vermuten, dass er die Bibelschule besuchte und dort Kurse in Homiletik (Predigtkunst), Hermeneutik (Auslegung und Deutung von Texten) und Griechisch besuchte. Nichts dergleichen war der Fall, sein Stundenplan bestand darin, den Witwen zu dienen. Dort wurde er nicht bezahlt und konnte auch nicht befördert werden, aber dadurch war zu erkennen, dass sein Herz am richtigen Fleck war. Durch diese Vorbereitung gelangte also seine Predigt in Apostelgeschichte 7 als zweitlängste Predigt in das Neue Testament.
Schauen wir uns Josef an: Er hatte einen Traum von Gott bekommen, doch zwischen Traum und Erfüllung lagen 13 Jahre.
Wenn wir denken, dass Verzögerung Ablehnung ist, dann ist es eigentlich die Schule der Reife. Verzögerung ist also nicht Gottes Unfähigkeit, sondern meine Unreife, die sich auf der Reise auflöst.
2. Du betest für eine Sache, Gott macht aber 10.000
Wir haben keine Ahnung was Gott alles macht um unser Gebet zu beantworten. Nehmen wir einmal an, dass irgendwo eine christliche Mutter ist, die für ihre Tochter namens Grace um Errettung betet. Nach etwas Zeit entsteht der Anschein, dass Gott nichts macht und die Situation wird beklagt. Gott ist jedoch am koordinieren und so leitet er in die Wege, dass Grace, die gerade studiert und in einem Wohnheim lebt, das richtige Umfeld bekommt. Auf einmal wird ein Zimmer im Wohnheim frei und es zieht ein Mädchen namens Saphira ein, die ihre beste Freundin werden soll. Nicht nur das, Saphira ist auch noch eine bekennende Christin, die ihren Glauben auf lebendige Weise lebt. In den Augen von Grace scheint Saphira nicht so langweilig und verklemmt zu sein, wie die anderen Christen, die sie kennt. Die beiden werden Freunde und Saphira lädt Grace auch schon bald darauf zu einem Jugendgottesdienst ein. Grace, die zwar etwas unsicher ist besucht diesen Gottesdienst und bemerkt, dass die anderen Besucher eine Freude ausstrahlen, die sie nicht kennt. Nach Empfehlung von Saphira fängt Grace an in der Bibel zu lesen und so liest sie mehrere Wochen über Jesus und was er getan hat und entdeckt, dass hier der Grund von Saphiras überschwänglicher Freude liegt. Mit derselben Erkenntnis übergibt Grace ihr Leben daraufhin an Jesus und nennt sich nun Nachfolger Jesu. 2 ½ Jahre zuvor sprach ihre Mutter das Gebet.
- Währenddessen du dich also darüber beklagst, dass dein Gebet nicht erhört wird, ist Gott am koordinieren.
Ein Gebet von Thomas von Kempen drückt das Ganze sehr gut aus: „Gott du dienst mir mehr, als ich dir diene.“
[1] inspiriert von Tim Dilena